Der spanische Wackelkamera-Horror "[Rec]" erzielte 2007 mehr als nur einen Achtungserfolg. Mit relativ geringem Materialaufwand gelang den Regisseuren Jaume Balagueró und Paco Plaza ein klaustrophobischer Horrorthriller, dem eine einzige finstere Mietshauslocation und ein paar Kübel Blut ausreichten, um über die volle Laufzeit (sehen wir mal von der etwas zu ausgiebigen Einleitung ab) prächtig zu unterhalten. Sogar Hollywood wurde alsbald aufmerksam und schob flink ein ebenfalls gelungenes, nur minimal abweichendes Hochglanz-Remake hinterher.
Das wollten die Spanier freilich nicht auf sich sitzen lassen und so steht nun die direkte Fortsetzung "[Rec] 2" ins Haus. In Deutschland kamen zuerst die Besucher der "Fantasy Filmfest Nights" in den zweifelhaften Genuss dieses kaum höher budgetierten Kommerzaufgusses. Alle Befürchtungen, die man mit einem solchen Schnellschuss-Remake verbindet, stellen sich im vorliegenden Fall leider überraschend flink ein.
Eine etwas Tiefe verleihende Einleitung gibt es diesmal garnicht erst, "[Rec] 2" lässt unmittelbar zu Beginn eine schwer bewaffnete Spezialeinheit incl. vatikanischer Verstärkung in das aus dem ersten Teil bestens vertraute Seuchenhaus eindringen, womit der Budenzauber ohne Umwege beginnen kann.
Das ist dann zwar ungefähr 10 Minuten lang auch recht spannend und bisweilen vor allem dank der stets unheilvoll wabernden Soundkulisse wegen auch sehr atmosphärisch. Mit dem ersten Infiziertenkontakt ists dann aber leider auch schon vorbei mit den positiven Eindrücken. Fortan löst sich der noch jungfräuliche Spannungsbogen komplett in Wohlgefallen auf und der Zuschauer sieht sich mit einem Drehbuch konfrontiert, das ohne Frage auf einem Blatt Klopapier Platz gefunden hätte. Ziellos stolpern die blass bleibenden Akteure durch Stockwerke und Infiziertenrudel, gleich 3 "letzte Chancen" wollen hierbei als vermeintliche Storyhöhepunkte ausgemacht werden und last but not least zerstört auch noch eine unglaublich nervige Teenietruppe innerhalb einer Parallelhandlung jeden Anflug eines überzeugenden Erzählflusses. Mit Ach und Krach rettet sich "[Rec] 2" spätestens mit dem Auftauchen der Blagen so gerade noch von einer Szene in die nächste. Bisweilen kann man hierbei fast schon vom Ende jeglicher Logik und jedem Gespür für die Inszenierung klassischen Horror sprechen! Kaum zu glauben, dass hier die selben Macher am Werk waren wie beim schnörkellosen Vorgänger...
Auch die zusammengestückelt wirkende Rahmenthandlung mit ihren teils abenteuerlichen und an den Haaren herbeigezogen wirkenden Deutungsversuchen sorgt für enttäuschte Gesichter. Zusammenpassen will hier nicht viel, wobei man insgesamt aber auch feststellen muss, dass das in "[Rec] 1" konzipierte, praktisch jede Erklärung scheuende Hochspannungs-Szenario schlicht nicht das Potenzial für ein vollwertiges Sequel besessen hat. "[Rec] 2" konnte dementsprechend nur verlieren, ist doch jeder Versuch einer Erklärung und jede vermeintlich Substanz verleihende, krampfhafte Storyerweiterung letztenendes lediglich Gift für das nach dem ersten Teil noch intakte Spannungsgefüge.
Immerhin hat "[Rec] 2" - der Einsatz eines SWAT-Teams legt es nahe - einen soliden Actionanteil zu bieten. Größere Gore-Panscherreien bleiben jedoch trotz regem Schusswaffeneinsatz (glücklicherweise) aus. Doch wie so vieles an "[Rec] 2" nutzten sich auch die stets heftig verwackelten, sich ständig wiederholenden Actionszenen in einem fast schon atemberaubenden Tempo ab.
Wenigstens weiss unterm Strich dann noch die Technik zu überzeugen - jedenfalls wenn man keine Probleme mit inflationärem Handkameraeinsatz hat. Ein nettes Gimmick ist diesbezüglich die gelegentliche Bild-im-Bild-Inszenierung mittels zusätzlich eingeblendeter Helmkameras, aber auch die ein oder andere Ego-Perspektive gefällt im Zusammenspiel mit den unheimlichen, nahezu unbeleuchteten Appartement- und Treppenhauskulissen. Die eindrucksvolle, basslastige Soundkulisse erwähnte ich ja bereits eingangs.
Fazit: Technisch solide umgesetzte und immerhin durchschnittlich gespielte, inhaltlich aber deutlich in den Sand gesetzte 08/15-Fortsetzung, die schlicht keinen roten Faden zu finden vermag und sich stattdessen mit unnötigen Storyerweiterungen sowie einem uninspiriertem Finaltwist immer wieder selbst ein Bein stellt.
Einmal ansehen ist für Fans sicherlich in Ordnung, der Filmwelt lange in Erinnerung bleiben wird "[Rec] 2" allerdings kaum. Schade, dass das Geheimnisvolle, das bisher unenthüllt gebliebene Mysterium des ersten Teils auf so unnötige Art und Weise verschandelt werden musste...